Internetforen und Meinungsbildung
Internetforen sind für den politischen Meinungsbildungsprozess imho nicht zu unterschätzen. Insbesondere wenn es sich, wie in dem hier diskutierten Thread, nicht (nur) um "kommentierbare Tagesmeldungen" handelt.
Vor gut zehn Jahren hatte "Otto-Normalbürger" über den "klassischen Leserbrief" hinaus, kaum die Möglichkeit, öffentlich und detailliert seine Sicht der Dinge darzustellen. Das Internet und die Foren im Speziellen stellen nicht selten einen "tief(er)gehenden Fundus" dar, der durch die "Mainstream-Medien" nicht abgedeckt wird.
Mit Ihrer Aussage, den eigenen „Standpunkt darzulegen und von anderen zu lernen“ beschreiben Sie völlig zutreffend die „Wirkung“ der Foren (bei sich und anderen - mit all den damit verbundenen [Manipulations-]Gefahren).
Zur „Wirkung“ eine Anmerkung: Vor genau drei Jahren (bereits nach dem Stoiber-Entwurf) kündigte ich öffentlich an, mich nicht an das geplante Rauchverbot für Gaststätten halten zu wollen. Begründung:
Der Staat hat erwachsenen Menschen nicht vorzuschreiben, wie sie ihre Freizeit verbringen!
Kein Nichtraucher wird gezwungen, unser Lokal zu besuchen!
Unser Personal möchte am Arbeitsplatz rauchen können!
Mit meinem Hinweis, dass der Besuch einer klar gekennzeichneten Raucherkneipe eine freiwillige und aktiv selbstbestimmte Handlung darstellt (meinetwegen genauso, wie das Ziehen einer Schachtel Zigaretten aus einem Automaten) und dadurch das vorgeschobene „Schutz-Argument“ nicht greift, stand ich damals noch (fast) alleine da.
„Die Presse“ verschwieg dieses Argument und das Bundesverfassungsgericht befasste sich schlichtweg nicht mit dieser verfassungsrechtlich bedeutsamen eigenverantwortlichen (Vor-)Handlung.
„Alle Welt“ diskutierte die Gefahren des Passivrauches, welcher - im Gegensatz zu beispielsweise Alkohol - automatisch Personen im Umfeld von Rauchern schädigen bzw. töten sollte (oder eben nicht). Dass die Freiwilligkeit des Besuches von Rauchergaststätten (und Rauchernebenräumen) in eine breitere öffentliche Diskussion Einzug gehalten hat, ist meiner Meinung nach den Internetforen zu verdanken.
Die Freiwilligkeit des Gaststättenbesuches hebelte jedenfalls unmittelbar das vorgeschobene Schutz-„Argument“ der Verbotsbefürworter aus.
Parallel gab es das andere „Argument“ der Verbotsbefürworter, nämlich dass NR nicht mehr am „gesellschaftlichen Leben“ teilnehmen könnten, wenn kein staatliches Rauchverbot eingeführt würde. Hierzu lernte ich wiederum viel aus dem Forum von Netzwerk-Rauchen, die (u. a.) aufzeigten, mit welcher „Kaltblütigkeit“ die damalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Bätzing, - ich kann es nicht anders sagen – die bundesdeutsche Öffentlichkeit „hinters Licht führte“. Ohne die dort verfügbare Information hätte ich auch den einhellig berichtenden Medien geglaubt, dass die sogenannte Freiwillige Vereinbarung mit der DEHOGA gescheitert war, da sich die Wirte nicht daran gehalten hätten.
Dem war aber mitnichten so [Kurzfassung]: Frau Bätzing gab im Dezember 2006 eine Überprüfungsstudie in Auftrag, die im Januar und Februar 2007 durchgeführt wurde und berichtete am 26. Februar 2007 in einer Pressekonferenz über das Scheitern, indem Sie der Gastronomie vorwarf, die zukünftig (!) ab März 2007 einzuhaltenden Quoten nicht erfüllt „zu haben“.
(Näheres hierzu in meiner Verfassungsbeschwerde ab Seite 8).
Mein Fazit zu Forennutzung: Ohne hätte es keinen so ausgeprägten Widerstand gegen die Rauchverbotsgesetzgebung gegeben, bis hin zur „Demontage einer 2/3-Staatspartei“. Aber auch das Volksbegehren hätte sich bedeutend schwerer getan, die nötigen Unterschriftsleister und Helfer zu mobilisieren. Und ohne die Foren hätten die Raucher kaum Chancen, mit ihren Argumenten den weltweiten (Medien-)WHO-Vorgaben Paroli zu bieten, so meine Meinung.
Nachteil, und das haben Sie nun in kürzester Zeit auch zu spüren bekommen: persönliche Angiftungen und sachfremde Vorhaltungen, Verdrehungen. „Halt das ganze Programm“, würde wohl „Dittsche“ im „wirklich wahren Leben“ sagen.
Good n8
Veröffentlicht: 2. April 2010 - Letztes Update: 15. September 2024
https://www.treff.de/internetforen.html